Dezember 1999

Sonntag, 5. Dezember: Ausflug nach Johor Bahru

Erster Ausflug nach Malaysia: eine Tagesreise in die Stadt Johor Bahru, auf der anderen Seite der Brücke zwischen Singapur und Malaysia. An der Grenze mußte ich 1 Stunde warten, ansonsten keine Probleme. Nur ein bißchen rumspaziert und Fotos gemacht bis abends.

erste Malaysia-Reise

Donnerstag, 9. Dezember: Vorbereitung

5 Tage Malaysia-Reise mit dem Ingo (auch deutscher Student bei Siemens). Bei Siemens inoffiziell von Freitag bis Montag frei bekommen. Geplante Tour: Kuala Lumpur, Cameron Highlands, Kuala Lumpur, Malaka.

19-22 Uhreinkaufen
22-03 Uhrpacken

Freitag, 10. Dezember: Flug, Busfahrt

7.30-9 UhrBusfahrt zum Flughafen Johor Bahru.
11-12 UhrFlug nach Kuala Lumpur. Sollte Zeit sparen gegenüber Busfahrt hat sich aber nicht gelohnt wegen Vor- und Nachlaufzeiten.
13.30-15UhrBus-/Bahnfahrt zum Busbahnhof Puduraya.
16-20 UhrAbenteuerliche Busfahrt (ca. 30 Jahre alter Mercedes - oder war nur das Lenkrad von Mercedes?) nach Cameron Highlads, Tanah Rata.
21-24 UhrHotel für Rucksacktouristen: Twin Pines, Doppelzimmer 25 Ringit (12DM). Steamboat-Essen (ähnlich Fondue).

Samstag, 11. Dezember: Cameron Highlands

9 UhrBustour zu den Teeplantagen knapp verpaßt, dafür gut gefrühstückt.
10-15 UhrDschugel-Wanderung (Trails 4,5,7), mit Führer vom Hotel 6 Leute. Teilweise echte Bergwanderung, von ca. 1500 auf 1850 Meter. Kleiner Wasserfall, an 8 Meter langer Liane geschwungen, Aussichtspunkte erklommen.
abendsErste warme Dusche seit 3 Monaten gegönnt. Ausgeruht, abends mit Wandergruppe essen gewesen. Köstlich: Sojasprossen-Salat mit Erdnußsoße, Huhn mit Cashew-Nüssen.

Sonntag, 12. Dezember: Teeplantagen

9-14 UhrBustour: Teeplantagen, Teefabrik, Schmetterlings-Farm (Schmetterlinge, Käfer, Stabheuschrecken, Skorpione).
15-16 UhrZu Wasserfällen getrampt (auf zwei Kleinlastern). Knietief im Bergbach stehend Fotos gemacht.
17-20 UhrVon Reisebus bis Kuala Lumpur mitgenommen worden. Absteige (Twin Happiness Inn) in Chinatown aufgesucht.
20-24 UhrNachttour durch Kuala Lumpur. Omelett und Curry-Pfannkuchen gegessen (scharf). Vom Fernsehturm in 260m Höhe Stadt überblickt. Fotos von den Petronas Twin Towers gemacht (450m, unter den weltweit höchsten Gebäuden).

Montag, 13. Dezember: Kuala Lumpur

9-16 UhrÜppiges Frühstück in Bäckerei. Chinatown: Tempel, Schuster gefunden (maßgeschneiderte Schuhe für 100 DM), aber keine Zeit zum einkaufen gehabt. Fotos entwickeln lassen (schlechte Qualität). Historische Gebäude fotografiert.
16-19 UhrBusfahrt nach Malaka. Günstiges Hotel (Hong Choe, Doppelzimmer 20 RM = 10 DM).
19-23 UhrStadttour: Chinatown, Little India, Zentrum.

Dienstag 14. Dezember: Malaka

9-12 UhrFotos und Einkauf in Chinatown. Danach in Café gesessen.
16-21 UhrHeimfahrt nach Singapur. Um 22 Uhr zuhause.

Kosten der 5-Tage Reise: 50 S$ Flug, 150 S$ Bus/Hotel/Essen, 140 S$ Mitbringsel.

Montag, 20. Dezember: mein Geburtstag

Heute ist mein 24. Geburtstag, da habe ich mir mittags erstmal ein gutes Essen gegönnt. Zufällig gab es bei Siemens heute eine kleine Feier für alle, die im Oktober, November oder Dezember Geburtstag haben; das war gleich mein Abendessen. Nach der Arbeit bin ich auf Nacht-Safari gegangen; das ist ein Zoo, der nachts von 7 bis 12 Uhr offen ist, damit man nachtaktive Tiere anschauen kann. Ein Löwe hat kräftig gebrüllt und in einem Gehege hingen über meinem Kopf riesige Fledermäuse. Fotos konnte ich im Dunkeln leider nicht machen, aber es war ein schöner Geburtstagsausflug.

Als ich um Mitternacht heim kam, merkte ich, daß ich meinen Zimmerschlüssel bei Siemens vergessen hatte. Zum Glück war der dort wohnende Professor noch auf und gab mir einen Ersatzschlüssel, aber auch eine Moralpredigt, bei welcher ich vorsichtshalber ständig zustimmend nickte.

Dienstag, 21. Dezember: Handy gekauft

Vor zwei Wochen habe ich mir ein gebrauchtes Mobiltelefon (englisch: mobile, nicht handy!) gekauft, welches ich in den Internet-Anzeigen www.classads.com.sg fand. Für Interessierte: CDMA-Telefon Samsung SCH-2000, Vibrationsalarm, 2 Lithium-Ionen-Akkus, Ohrhöhrer mit Mikrofon, nur 90 statt 140 S$. Wo der Haken ist? Kurze Bereitschaftszeit und funktioniert nicht in Europa (wegen anderem Funkstandard, GSM statt CDMA), was mich aber beides nicht stört. In Singapur (wie auch in vielen anderen Ländern) zahlt übrigens nicht der Anrufer alle Geühren, sondern jeder Gesprächspartner die in seinem Tarif anfallenden Gebühren (airtime). Falls mich jemand anrufen will, dann unter +65-9740-9141 (z.B. mit Billig-Vorwahl 01066-65-9740-9141 für 37 Pf/Min) nach 7 Uhr abends (Singapur) oder am Wochenende, ansonsten habe ich das Handy weder eingeschaltet noch bei mir. Einen Vertrag bei M1 (Netzbetreiber) zu bekommen war gar nicht leicht, da ich erstens kein Singapurianer und zweitens Student bin. Heute hat mein "Gastvater" Heng Long Eng das Handy auf seinen Namen angemeldet und endlich kann ich immer und überall telefonieren.

Freitag, 24. Dezember: Heiligabend bei Familie Sng

Bis nachmittags war es ein ganz normaler Arbeitsstag. Abends war ich bei der Familie Sng zuhause eingeladen. In ziemlicher Hetze habe ich nach der Arbeit Schoko- und Mandel-Croissants zum mitbringen gekauft, habe mich zuhause kurz umgezogen und bin dann zum Treffpunkt gefahren, wo mich Johnny Sim abholte. Den Johnny und die Familie kenne ich von der Kirche, in die mich ein anderer Freund mal eingegladen hatte. Die Feier war nett und lustig, es gab ein großes Buffet. Es war aber vollkommen anders als in Deutschland, sehr locker und lässig, ich war der einzige, der ein langes Hemd trug. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und bekam sogar Geschenke: vom Johnny und Freundin ein rotes Polohemd und von den Gastgebern eine Schreibtischlampe, welche ich gut brauchen konnte. Nachts wurde ich heimgefahren und war ganz gerührt bei all der Gastfreundschaft. Um 2 Uhr habe ich noch meine Familie angerufen und frohe Weihnachten gewünscht.


Samstag, 25. Dezember: Weihnachtsfeier mit Siemens

Ich habe ausgeschlafen und den Tag zuhause verbracht. Um sechs Uhr bin ich mit dem Taxi zum Hotel Shangri-La gefahren, in welches Siemens zur Weihnachtsfeier geladen hatte. Vor zwei Monaten war ich schonmal im Shangri-La eingladen von "Siemens Advanced Engineering", wo ich arbeite. Die heutige Feier war von "Siemens Westinghouse", doch da meine Abteilung (SAE-ATD) eng mit Westinghouse zusammen arbeitet, waren wir mit eingeladen - Glück muß man haben. Es gab ein sehr gutes chinesisches Essen mit vielen Gängen (Ente, Shrimps, Haifischflossen-Suppe, Fisch, Ente, Nachspeise), allerdings (fast) ohne Beilagen oder Gemüse.

Leider war auf der Bühne statt dezenter Klaviermusik eine laute Show mit viel Klamauk; eine für unsere Maßstäbe etwas ungewöhnliche, doch hier wohl übliche Feier, die eine Konversation bei Tisch sehr erschwerte. Als ich nach dem Essen gerade über dies und jenes sinnierte, tippte mir von hinten eine Asiatin auf die Schulter und fragte mich, ob ich ihr Partner sein wolle. Ich brauchte eine Weile, bis ich kapierte, daß gerade wieder einige Paare auf die Bühne gebeten wurden. Mutig schritten wir also zur Tat, unwissend, was uns erwartete. Mit einigen anderen Opfern im Rampenlicht vor 450 Leuten versammelt, wurde uns erklärt, es handle sich um einen "Sexy-Wettbewerb". Ich gab mein bestes, schritt lässig von hinten nach vorne und von links nach rechts, posierte und ließ die Hüfte kreisen. Kurz: ich wurde vom Publikum zum sexiesten Mann, meine Partnerin zur sexiesten Frau gewählt und wir verließen mit einem Preis die Bühne. Anschließend gab es noch eine lange Preisverlosung, bei der der Hauptgewinn (Reise für 2500 S$) nur zwei Nummern von meiner entfernt war - schade.

Schließlich war von 0 bis 2 Uhr noch Disco geplant und ich malte mir dank meiner inzwischen erlangten Bekanntheit die besten Chancen aus, doch was passierte? Sofort nach der Verlosung gingen alle heim und nur drei Leute wollten noch tanzen, da war die Stimmung leider schnell wieder weg. Trotzdem war es natürlich eine schöne Feier.

Sonntag, 26. Dezember 1999: Kirche, Zooausflug

Von elf bis ein Uhr vormittags war ich in der Kirche bei meinen Freunden. Wie immer ein legèrer und fröhlicher Gottesdienst und ich bekam sogar noch ein Geburtstagsgeschenk. Wirklich nett, meine Freunde, da wurde ich ganz verlegen. Nachmittags war ich im Zoo und habe viele gute Tierbilder gemacht. Nur schade, das selbst mein Ersatzfilm irgendwann leer war und ich die süßen Löwenbabys nicht mehr fotografieren konnte. Ich hatte ein schönes und erholsames Weihnachtswochenende.

Filme entwickeln und abziehen lassen ist ein festes Ritual: gegen 7 Uhr Filme bei Konica im Parco Bugis Einkaufszentrum abgeben. Ein großes Hühnerbein und anschließend ein, zwei Schoko-Croissants genießen. Die Fotos abholen und in die Halle des Hotels Intercontinental setzen. Bei Pianomusik und gediegener Atmosphäre die Bilder anschauen und sortieren bis ca. 9 Uhr.

Freitag, 31. Dezember 1999: Milleniumsparty im Zentrum

Im Laufe der Woche habe ich bei Siemens noch mein Projekt abgeschlossen und eine Firma besichtigt (Tetra Pak). Mittags sind wir (2 Studentinnen, 2 Kollegen, Chef und ich) thailändisch essen gegangen. Scharf, sauer und sehr gut. Im Büro habe ich mich noch mit einigen Kollegen unterhalten, die wegen möglicher Jahr-Zweitausend-Fehler Nachtwache schieben müssen, aber es wurde nichts großes erwartet.

Abends gab's ein kleines Festessen im Wohnheim und um halb elf bin ich aufgebrochen zur größten Milleniums-Party Singapurs, in der Orchard-Road. Schon von weitem mußte man zu Fuß gehen, wurde umgeleitet und landete schließlich in einer riesigen Menschenmenge. Ich bin ja recht groß im Vergleich zu den meisten hier und hatte daher einen guten Überblick, aber angenehm war es nicht. Dafür, daß seit Wochen im Radio für diese Feier geworben wurde, hätte ich erwartet, daß es Buden mit Sekt und Champagner gibt, Leckereien und so weiter. Aber nichts! Nun gut, so verharrte ich in der Menge und dachte, dann wurde eben all das Geld in ein gigantisches Feuerwerk gesteckt; und wenn schon eine Million Leute sich hier drängen, wird sich das warten lohnen. Ich stand vor dem Ngee Ann City, einem großen Einkaufszentrum mit zwei roten Marmor-Türmen. Dort oben werden sicher all die Fontänen und Raketen gezündet, nahm ich an. Ab eine Minute vor Mitternacht wurde auf einer Videoleinwand ein Countdown angezeigt, um punkt zwölf jubelte alles - doch es passierte nichts. Ich meine, absolut nichts! Kein Feuerwerk, keine Böllerschüsse, kein Funkensprühender Fallschirmspringer, kein nichts. Auf ein paar Bühnen tanzten die Popgruppen wie schon die ganze Zeit. Absolut enttäuschend. Nachdem ich auf einer Mülltonne stehend noch eine Viertelstunde Ausschau hielt und unter mir zeitweise fast eine Panik ausbrach, zog ich es vor, heimzugehen. Ja wirklich zu gehen, denn Taxi war keinsfrei und auch die Busse überfüllt. Um halb zwei war ich zuhause und ging früh ins Bett.


Philipp von Bassewitz, Januar 2000