Wie schon im März, habe ich auch im April viel zu lernen und wenig Zeit für Ausflüge. Am Ende des Monats habe ich in jedem Kurs eine Prüfung und in den letzten Tagen hatten wir Projektabgaben und Präsentationen.
Heute habe ich die Abschlußpräsentation meines Projektes "web-Ants" (Netz-Ameisen) gehalten, einer (nur auf Papier existierenden) Internetfirma.
Nachmittags war eine Veranstaltung vom "Office of Student Affairs" der Uni für Studenten im Gastfamilienprogramm. Abends ging ich mit einem Besuch aus Deutschland essen in einem französischen Restaurant im ehemaligen Kloster/Internat Chijmes. Kir, gratinierte Zwiebelsuppe, Rinder-Medallions, Kartoffelgratin und Eierschaumcreme mit Früchten (mir fällt der französische Name gerade nicht ein) waren eine willkommene Abwechslung zur asiatischen Kost. Anschließend genossen wir noch einen Eiskaffee in einer Bar am Flußuffer.
Endlich habe ich es geschafft, den Borneo-Reisebericht sowie ein paar andere
Texte fertigzustellen und auf meiner Homepage zu veröffentlichen.
Dafür mußte ich aber auch wieder ein paar Nachtschichten einlegen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei denen entschuldigen, die schon seit
Wochen auf ein Email von mir warten. Ich habe niemanden vergessen und
schaffe es hoffentlich irgendwann, wieder zu schreiben. Momentan schaut's
allerdings schlecht aus, denn ich muß mich wirklich mehr mit
meinen Büchern und Prüfungen beschäftigen.
Mit dem Bodo hatte ich schon lange geplant, mal wieder einen Ausflug zu machen. Heute war die letzte Chance, bevor der Streß immer größer wird. Wir wollten eigentlich auf die indonesische Insel Bintan fahren, da wir wenigstens einmal kurz nach Indonesien wollten, bevor es wieder nach Deutschland geht. Aber als wir am Abend zuvor die Fährenpreise im Internet sahen, entschieden wir uns doch lieber für einen Zoo-Ausflug. Nachdem ich im Januar schonmal mit der Fotokamera im Zoo war, habe ich diesmal die Videokamera mitgenommen und Tierfilmer gespielt. Nachts (und heute den ganzen Tag) habe ich dann gleich diese Bilder-Galerie als Prototyp meiner geplanten großen Galerie erstellt.
Heute war ich bei meinem Gastvater eingeladen zur Osterfeier. Erst hatte ich garnie an Ostern gedacht, weil ich ja zur Zeit nur die Uni im Kopf habe und man hier überhaupt nichts von Ostern mitkriegt. Keine lila und goldenen Hasen in den Schaufenstern, denn den Oster-Schokolade-Brauch kennt man hier nicht. Als ich hörte, daß heute "Good Friday" sei, dachte ich erst an "Happy Friday", also ein Freitag, an dem den ganzen Tag "Happy Hour" ist und man Drinks überall zur Hälfte bekommt. Als mich dann aber mein Gastvater zu einer kleinen Feier einlud, schwante mir, es müsse sich um den Karfreitag handeln. Hier ist der Good Friday allerdings kein Fastentag, sondern der Oster-Feiertag wie bei uns Ostersonntag.
Übrigens bin ich hier nicht mehr lange erreichbar, denn spätestens Ende des Monats wird das Handy abgemeldet und verkauft. Auch der Computermonitor wird ab 28. April zum Verkauf angeboten, denn den heimzuschicken lohnt sich nicht. Die letzten Tage habe ich dann zumindest noch Internetzugang in der Computerhalle hier, und nach der letzten Prüfung am 3. Mai werde ich mein Hab und Gut heimschicken und mich auf den Weg durch Malaysia und Thailand machen, bis ich Ende Mai wieder zurück bin in München.
Ab hier habe ich in Singapur nichts mehr in dieses Tagebuch geschrieben. Ich habe im Internet den Computer-Monitor und mein Handy annonciert; der Monitor war sofort weg, das Handy wollte trotz Kampfpreis leider keiner haben - in Deutschland kann ich es wegen der anderen Funktechnik nicht brauchen, so ist es halt ein Souvenir. Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit lernen und Prüfungen schreiben und ich habe das Tagebuch erstmal recht lange auf Eis gelegt. Das, was ab hier steht, habe ich erst im Dezember 2000 aufgeschrieben. Ich habe es ewig vor mir hergeschoben aus Mangel an Zeit und Motivation. Jetzt schreibe ich endlich mal alles Erlebte auf, allerdings nicht so ausführlich und teilweise nur in Stichpunkten.
Heute war meine erste Prüfung an der NUS. Hier wird wie wohl in den meisten Ländern mit Bachelor-/Master-Studiengängen am Ende des Semesters in jedem Fach eine Prüfung geschrieben. Über das gesamte Studium sammelt man seine Punkte/Noten aus den Prüfungen, die mit in die Abschlußnote des Studiums einfließen. Für mich waren diese Prüfungen nicht verpflichtend, da ich die Noten in Deutschland sowieso nicht angerechnet bekomme (wir haben dieses Punktesystem ja garnicht). Trotzdem schrieb ich alle Prüfungen mit, da eben auch der Streß mal dazugehört.
Die Prüfungen wurden kursweise in einem Raum geschrieben, sondern jeweils viele Kurse und Jahrgänge auf einmal in großen Hallen. Dazu wurden die beiden Mehrzweckhallen der NUS verwendet und eine Art Ausstellungshalle außerhalb der NUS angemietet; dort hatte ich heute auch meine Prüfung im Kurs "IT (Information Technology) Marketing". Mit bereitgestellten Bussen wurden wir dorthin gefahren und meine Kommilitonen hatten mir schon mehrmals gesagt, wie unglaublich groß diese Halle sei. Vor den Eingängen drängen sich tatsächlich mehrere tausend Studenten, und als Einlaß war, habe ich wirklich gestaunt. Eine riesige Halle voll mit Tischen, an denen jeweils ein Student seine Prüfung schrieb. Mit Mikrofon warnte der Prüfungsvorstand nochmal, keine Mobiltelefone bei sich zu haben etc., dann ging es los. Die Fragen waren beispielsweise, nach welchen Kriterien und Zielen man den Werbeetat zur Produkteinführung planen kann, was der Lebenszyklus einer Produktlinie ist und änliches. Die Prüfung war machbar und nach 3 Stunden geschafft (die Prüfung - oder ich?).
Nachmittags habe ich gelernt und mich auf die weiteren Prüfungen vorbereitet.
Heute war ein echt streßiger Tag: vormittags habe ich in besagter Messehalle meine Prüfung im Fach "Computer Animation" geschrieben, und die war doch schwieriger, als ich es erwartet hatte. Während die Übungen zur Vorlesung in den letzten Monaten - logischerweise - sehr praxisbezogen waren, wurde heute wirklich knallhart Theorie abgefragt. Kennt jemand von Euch sogenannte "Quarternions"? Es gibt ja die bekannten realen Zahlen, also jede normale Zahl von minus bis plus unendlich. Dann gibt es die komplexen Zahlen, die sich aus zwei Kompononten - dem realen Teil und dem imaginären Teil mit dem Zusatz i (i-Quadrat = -1) - zusammensetzen. Das reicht den Computerexperten zum Transformieren in 3D (und den Mathematikern ab 1843 im Allgemeinen) aber nicht aus, daher gibt es - man lese und staune - Zahlen, die sich gleich aus VIER Komponenten zusammensetzen, die Quarternions eben. Mit denen kann man dann auch nicht mehr so leicht rechnen, was mir besonders in der Prüfung auffiel.
Nach der Prüfung ging es zurück zur Uni (zurück immer ohne bequemen Fahrservice, also mit S-Bahn und Bus) und zum Mittagessen. Dabei möchte ich nochmal nebenbei anmerken, daß mir das Essen hier in Asien immer bestens schmeckt, es ist außerdem günstig und nahrhaft.
Nachmittags habe ich von 14 bis 16 Uhr meine Abschlußprüfung im Fach "Technology Strategy and Management" geschrieben. Es waren mehrere Fallstudien vorzubereiten, zu denen dann Fragen gestellt wurden wie etwa "wie unterscheiden sich die Firmenstrukturen von Sony und Hewlett Packard". Auch diese Prüfung war nicht zu unterschätzen; bei den zu schreibenden Aufsätzen wurde auch Wert auf einen guten Stil gelegt.
Mit "Parallel Programming in Theory and Practice" stand heute von 14 bis 16 Uhr die schwierigste Prüfung an, denn hier konnte man absolut nicht improvisieren oder drum herum reden. Gemeinsamkeiten und Unterschiede von MPI (Message Passing Interface) und PVM (Parallel Virtual Memory) erklären, Programmfragment in Fortran90 schreiben und so weiter.
Nach einer reichlichen Stärkung bin ich dann mit dem Bodo zusammen aufgebrochen nach Malaysia zu einem kleinen Kurzurlaub für ein paar Tage. Es dauerte leider schon ewig, bis wir quer über die Insel zur Grenze kamen, danach weiter zum Busbahnhof in Johor Bahru. Von dort mit dem Fernbus nach Mersing, einem Küstenort in Malaysia, wo wir im Januar schonmal waren. Wir kamen so um 9 Uhr an und nahmen ein Zimmer im Hotel "Golden City" für 10 RM (5,50 DM) pro Person. An einem Stand aßten wir Sattay, das sind gegrillte Fleischspieße mit Erdnußsoße.
Heute war "Omar's Island Hopping Tour" angesagt: mit einem gemütlichen Tucker-Kahn fuhren wir (6 Urlauber und der Veranstalter) zu verschiedenen kleinen unbewohnten Inseln zum Schnorcheln. Für malaysische Verhältnisse war das mit 60 RM (33 DM) ein teurer Ausflug, aber man gönnt sich ja sonst nichts und ein kleines Lunchpacket war im Preis enthalten. Nach etwa 2 Stunden Fahrt kamen wir an der ersten Insel an und endlich, nachdem ich ja nun schon seit fast 8 Monaten in den Tropen war, habe ich das erste mal inmitten tausender bunter Korallen und Fische gebadet. So eine Menge und Artenvielfalt hätte ich nicht erwartet und es war wirklich beeindruckend. Die Mittagspause haben wir im Schatten von Palmen und Bäumen am Strand gemacht, danach ging es weiter zur nächsten Insel. Beim Schnorcheln muß man natürlich immer ein T-Shirt tragen, da man sonst sofort einen Sonnenbrand bekommt - nur 2 Grad nördlich des Äquators.
Bei der Rückfahrt brach ein irrsinniger Sturzregen über uns herein, der ebenso plötzlich wieder aufhörte wie er begann. Abends waren der Bodo und ich Fisch essen und sind nach dem harten Tag und einem Bierchen früh eingeschlafen.
Die Insel Tioman (auf malaysisch: Pulau Tioman) ist recht groß (39 mal 12 km), aber fast unbewohnt. Sie besteht nur aus bis zu 1000 Meter hohen Bergen und ein paar kleinen Feriendörfern direkt am Strand. Von einem Dorf zum nächsten muß man mit der Fähre oder einem "Wassertaxi" fahren. Es gibt eine tägliche Schnellboot-Verbindung nach Singapur sowie Fähren von und nach Mersing und keine großen Hotels, sonder nur Holz-Bungalow-Dörfer. Als wir im Januar in Mersing waren und weiter nach Tioman wollten, war die Fährverbindung vom aktuellen Wetter abhängig, sodaß wir bei Pech auf der Insel festgesessen wären (oder einen Rückflug hätten nehmen können), sodaß wir Tioman damals abgesagt hatten. Ein Freund, der eine Woche vorher dort war, hatte dagegen mit dem Wetter mehr Glück und vom Monsun nichts bemerkt.
Tioman ist eine bekannte und beliebte Urlaubsinsel, besonders für
Singapurianer. Da die direkte Fähre aber so teuer ist und wir vorher ja
noch die Island-Hopping-Tour machen wollten, haben wir den etwas
umständlicheren Weg über Mersing genommen.
Heute ging es also um 7 Uhr früh zu einer der Fähren (kleine
Schnellboote, sicher nicht sehr sicher, aber zumindest nicht überladen),
wo wir auch noch andere Freunde von der Uni trafen. Als wir vormittags auf
Tioman ankamen (in der letzten der Siedlungen, Kampung Salang), regnete es und
es gab im ganzen Dorf, nach Auskunft der Einheimischen auch auf der ganzen
Insel, keinen freien Bungalow mehr. Das sagte man uns zwar schon in Mersing,
aber darauf kann man sich eh nie verlassen, da die einem immer was teures
andrehen wollen ("zufällig ist der Bungalow vom meinem Onkel als
einziger noch frei") und man im Allgemeinen besser reist, wenn man sich auf
sein Glück verläßt. Diesmal war uns Fortuna aber nicht hold.
Egal, wir mieteten Schnorchelausrüstung und ließen uns von einem
Boot auf eine nahe gelegene kleine Tauchinsel mit Korallenriffen fahren. Die
Sonne kam wieder raus und es rächte sich, daß ich kein T-Shirt
dabei hatte. Das Schnorcheln im warmen Wasser machte wieder viel Spaß,
und als wir Pause unter Palmen am Strand machten, kamen sogar zwei frei
lebende Warane aus dem Gebüsch. Ich hoffe mal, mich nicht zu
täuschen, aber ich glaube, das waren welche.
[Anmerkung, Nov. 2002: eben komme ich aus Indonesien zurück und habe
im Zoo von Jakarta Komodo-Warane gesehen, die in freier Wildbahn nur auf der
Insel Komodo leben. Im Natur-Museum in Bogor waren ausgestopfte Warane, die
genau so aussahen wie die Echsen auf der Insel Tioman. Welche Art von Waranen,
weiß ich aber nicht.]
Dunkelgrau mit glattem
Körper und rundlichem Kopf, etwa 1,5 Meter groß. Sie haben unser
Essen (Thunfisch) gerochen und haben auch gegessen, was man ihnen hinwarf,
aber als sie dann näher kamen, sind wir doch lieber ausgewichen. Wenn man
mit den Armen gefuchtelt hat, konnten die übrigens recht flott krabbeln
man mußte auch vor ihrem Schwanz aufpassen, mit dem sie schlagen konnten.
Leider hatte ich meine Fotokamera nicht dabei.
Nachmittags wurden wir vom Boot wieder abgeholt und als wir auf Tioman die Tauchsachen zurückgaben und uns schweren Herzens auf den Heimweg machen wollten, trafen wir noch anderen Freunde von der Uni, die uns netterweise anboten, wir können bei ihnen im Bungalow am Boden schlafen, besser als garnichts. So war der Tag also gerettet. Wir haben dann noch eine Dschungelwanderung (halbe Stunde? eine Stunde?) zur nahe gelegenen "Monkey Bay" (Affenbucht) gemacht, wo wir ganz alleine waren und in der Abendsonne badeten. Nur etwas außerhalb der Bucht, so 200 m von uns entfernt, lag eine Yacht vor Anker und ich dachte, wenn ich dort nun hinkraule, winkt mich sicher eine hübsche Badenixe zu sich und lädt mich auf einen Drink ein. Hingekrault bin ich, eingeladen wurde ich aber nicht, also ging es wieder zurück und wir traten den Heimweg durch den Dschungel an. Wir waren etwas in Eile, da es hier immer blitzartig dunkel wird und man auf dem bergigen Pfad leicht ausrutschen kann. Der Schweiß tropft einem in dieser Schwüle von der Stirn, auch wenn man schon Dschungel-erfahren ist.
Abends waren wir am Strand essen: von den frisch gefangenen Fischen suchten wir uns aus, welche uns zusagten, die wurden dann gegrillt und mit viel Beilagen serviert. Köstlich war das, endlich mal einen gegrillten Fisch am Stück zu bekommen - sonst wird ja alles immer klein geschnippelt serviert - und teuer war es im Vergleich zu Singapur, erst recht im Vergleich zu Deutschland, auch nicht, obwohl wir für unsere kleine Abschlußfeier ordentlich zulangten.
An diesem Tag ist nichts besonderes passiert; vormittags ging es mit einer kleinen Fähre zurück nach Mersing und wir kamen an einem Boot mit Motorschaden vorbei - die Urlauber auf diesem Boot hatten Pech, da sie warten mußten, bis sie ein anderes Boot abschleppte, aber Glück mit dem Wetter, denn bei blauem Himmel läßt es sich noch besser warten als bei Sturm und Regen. Von Mersing aus gab es keine Tickets mehr für den Bus nach Johor Bahru (die Stadt gegenüber der Grenze zu Singapur), sodaß wir uns zu viert (Bodo, zwei Kanadier und ich) ein Taxi nahmen, was auch nicht so viel teurer war (vierstündige Fahrt für 20 RM = 11 DM pro Person). Aber auch nicht bequem leider. So gegen sieben Uhr abends waren wir dann wieder zuhause im Wohnheim der Universität.