Juli / August 1999

Dieses erste Kapitel meines Singapur-Tagebuchs habe ich erst als letztes, im Dezember 2000, als Einleitung zum eigentlichen Tagebuch geschrieben.

Vorwort

Das ist das Tagebuch zu meinem Singapur-Aufenthalt vom September 1999 bis Mai 2000. Ich habe in Singapur 4 Monate ein Praktikum bei Siemens gemacht (September bis Dezember), ein Semester an der National University of Singapore studiert (Januar bis April) und bin anschließend durch Malaysia, Thailand und Kambodscha gereist (Mai). Vom ersten Tag meiner Reise an habe ich dieses Reisetagebuch im Internet geschrieben, damit meine Familie, meine Verwandten und meine Freunde sehen können, was ich so erlebe. Emails habe ich natürlich auch geschrieben, da steht dann persönliches, organisatorisches usw. drinnen. Durch "Fanpost" habe ich erfahren, daß auch viele, die ich garnicht kenne, meine Singapur-Erfahrungen lesen (z.B. wenn man die Seite über eine Suchmaschine mit den Suchbegriffen "Singapur Praktikum Siemens" findet), was mich natürlich sehr freut. Klar abgrenzen möchte ich mich von einem Reiseführer; hier geht es darum, was ich persönlich erlebt habe und nicht um die Beschreibung von Religionen und alten Tempeln.

Ich wünsche also viel Spaß beim lesen. Ich habe auch viele Fotos gemacht; einige davon sind hier im Tagebuch enthalten. Wer statt lesen lieber nur Bilder anschauen möchte, der kann gerne meine große Galerie unter www.philipps-galerie.de besuchen.

Philipp

Bewerbung

Für die, die es noch nicht wissen: ich studiere seit 1996 Informatik und wollte während des Hauptstudiums mal ins Ausland gehen. Ursprünglich dachte ich fast automatisch an USA: es mußte englischsprachig sein und außerhalb Europas; ich wollte schön weit weg. Wenn man die hohen Studiengebühren an einer amerikanischen Universität selbst zahlt, ist es wohl kein Problem, an eine beliebige Universität zu kommen. Möchte man aber ein Stipendium, sehen die Chancen schon schlechter aus: insgesamt 10.000 Stipendienplätzen stehen 10 mal soviele Bewerber gegenüber. Ich bin kein schlechter Student aber auch kein Streber und weiß nicht, ob ich einen der begehrten Plätze bekommen hätte.

Statt dessen sah ich im Juli Informationen über ein neu angelaufenes Austausprogramm (Kontaktstipendien) zwischen der Technischen Universität München (TUM) und der National University of Singapore (NUS). Der Austausch beinhaltete außerdem ein 4-monatiges Praktikum bei Siemens Singapur. Sofort hatte ich mich dafür interessiert, aber die Bewerbungsfrist für den im August beginnende Austausch war schon verstrichen, sodaß ich mir vornahm, mich im folgenden Jahr gleich dafür zu bewerben.

Nach einer Informationsveranstaltung Ende Juli (also zum Semesterende) erzählte ich einer Mitarbeiterin des Auslandsamtes der TUM (Frau Fröhlich), daß ich die Bewerbungsfrist für Singapur leider knapp verpaßt hätte und sie sagte, ich solle mich sofort noch bewerben, von den 5 zu vergebenden Plätzen (das Programm war ganz neu) sei erst einer vergeben und die Chancen stüden nicht schlecht, wenn auch der Rest (keine schlechten Noten, gutes Englisch, gute Bewerbung) stimmten. Wegen des Zeitdrucks schrieb ich die Bewerbung sofort per Email an das Auslandsamt, die sie nach Prüfung auch nach Singapur weiterleiteten. Im August habe ich dann die ganz offizielle Bewerbung zusammengestellt, für die ich erst noch zwei Empfehlungsschreiben von Professoren besorgen mußte sowie einen Englischtest an der TUM. Erst dachte ich, ich müße den TOEFL (test of english as a foreign language) machen, der weltweit als Bestätigung der Englisch-Fähigkeiten anerkannt wird. Das wäre sicher auch kein Problem gewesen, bedeutete aber wieder Kosten und Wartezeiten (Anmeldung z.B. über das Amerika-Haus in München). Statt dessen reichte dann ein Test am Sprachlaber der TUM, bei dem ich sehr gut abschnitt. Nachdem die Bewerbung komplett war, auch inklusive einer Bestätigung meiner Tropentauglichkeit durch einen Tropenarzt, habe ich alles abgegeben.

Vorbereitung

Parallel zur reinen Bewerbung mußte ich natürlich noch anderes vorbereiten, damit ich meinen Singapur-Aufenthalt sobald wie möglich antreten konnte. Ich hatte gerade das Thema für mein SEP (Systementwicklungs-Projekt) an der Uni bekommen, welches ich über die Semesterferien bearbeiten wollte. Statt nun im August mit der Familie Sommerurlaub zu machen, blieb ich zuhause und arbeitete mit Hochdruck an meinem SEP mit dem Thema "Evaluierung von Bildkompressionsverfahren", um es möglichst schnell abzuschließen und nach Singapur reisen zu können.

Nachdem die Bewerbung akzeptiert wurde, kümmerte ich mich um ein Flugticket. Ich nahm nur einen Hinflug, da ich nicht wußte, wann und von wo -- ich hatte von Anfang an geplant, nach dem Austausch noch zu reisen -- ich wieder zurück fliegen wollte. Ich bekam einen Flug mit British Airways für Mitte September; ein paar Tage später war der Arbeitsbeginn bei Siemens in Singapur geplant. Auch eine Kreditkarte habe ich mir noch besorgt.

Obwohl man zur Einreise nach Singapur keine Impfung braucht, wollte ich mich gegen alles mögliche impfen lassen, da ich einige Reisen vorhatte. Auch mit dem Impfen mußte sofort begonnen werden (im Tropeninstitut der Ludwig-Maximilians-Universität, LMU), da einige der Impfungen zwei- oder dreifach im Abstand von einigen Wochen vorgenommen werden müssen. Ich ließ mich gegen Hepatitis A/B, japanische Enzephalitis und Typhus impfen und zahlte dafür mehr als für den Flug.

Und jetzt kommt das Beste: ich habe die ganze Zeit keinem was gesagt, bis es wirklich endgütig feststand, daß alles klappt. Meine Freunde habe ich Ende August eingeweiht ebenso wie meine Familie, die gerade aus dem Urlaub kam. Eigentlich wollten sie viel berichten, aber dann sagte ich: "Ihr wißt ja, ich habe dieses Jahr noch keine Reise gemacht. Jetzt verreise ich doch noch, und zwar etwas weiter und für etwas länger:

in zwei Wochen fliege ich für 8 Monate nach Singapur.

Da haben die ganz schön gestaunt. Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug mit all den Sachen, die noch zu erledigen waren.




Philipp von Bassewitz, Dezember 2000